Vergiftung bei Kindern: Was tun?
Die Gefahr lauert oft im eigenen Zuhause
Vergiftungen bei Kindern passieren oft zu Hause. Zu den häufigsten Ursachen zählen der versehentliche Verzehr von Haushaltsprodukten wie Reinigungsmitteln, Medikamenten oder giftigen Pflanzen. Auch wenn viele Fälle keine bleibenden Schäden verursachen, ist es wichtig, sofort den Giftnotruf zu kontaktieren. Die Giftnotrufzentralen sind rund um die Uhr erreichbar und bieten ärztliche Beratung bei akuten und chronischen Vergiftungen. Der Anruf ist kostenlos.
Bei lebensbedrohlichen Symptomen wie Atemnot, Bewusstlosigkeit oder Krampfanfällen sollte direkt der Notruf 112 gewählt werden.
Warum sind Kinder besonders gefährdet?
• Neugier: Kleine Kinder erkunden ihre Umwelt mit allen Sinnen, inklusive des Mundes.
• Unzureichendes Risikobewusstsein: Sie können die Gefahren giftiger Stoffe noch nicht einschätzen.
Erste Hilfe bei Vergiftungen
1. Ruhe bewahren:
• Bleiben Sie ruhig: Panik hilft niemandem.
• Verpackungen sichern: Bewahren Sie alle Verpackungen auf, damit Sie dem Giftnotruf genaue Angaben machen können.
2. Giftnotruf alarmieren:
• Sofort anrufen: Die Giftnotrufzentrale (z.B. 0228-19240 in Bonn) ist rund um die Uhr erreichbar.
• Informationen bereithalten: Bereiten Sie folgende Informationen vor:
o Alter und Gewicht des Kindes
o Was wurde eingenommen?
o Wie viel wurde eingenommen?
o Wann wurde es eingenommen?
o Welche Symptome treten auf?
3. Erste Maßnahmen (nach Anweisung des Giftnotrufs):
• Keine Milch: Im Gegensatz zu früher wird von Milch abgeraten, da sie in manchen Fällen die Aufnahme des Giftes beschleunigen kann.
• Wasser: Geben Sie dem Kind kleine Schlucke Wasser zu trinken, sofern es bei Bewusstsein ist und keine Schwierigkeiten beim Schlucken hat.
• Keine Erbrechen auslösen: Versuchen Sie nicht selbst, Erbrechen auszulösen. Dies kann zu weiteren Komplikationen führen.
• Medizinische Kohle: Diese wird nur auf Anweisung des Giftnotrufs und von medizinischem Fachpersonal verabreicht.
4. Notarzt alarmieren:
• Lebensbedrohliche Symptome: Bei Atemnot, Bewusstlosigkeit, Krämpfen oder starken Schmerzen rufen Sie sofort den Notarzt unter der 112.
Prävention ist der beste Schutz
• Außer Reichweite: Bewahren Sie alle giftigen Stoffe sicher verschlossen und außer Reichweite von Kindern auf.
• Fachschränke: Verwenden Sie abschließbare Schränke für Medikamente und Reinigungsmittel.
• Verpackungen: Achten Sie darauf, dass Verpackungen kindersicher verschlossen sind.
• Pflanzen: Informieren Sie sich über giftige Pflanzen in Ihrer Wohnung und Ihrem Garten und entfernen Sie diese oder stellen Sie sie an einen sicheren Ort.
• Aufklärung: Sprechen Sie mit Ihren Kindern über die Gefahren von giftigen Stoffen und erklären Sie ihnen, warum sie diese nicht anfassen oder in den Mund nehmen dürfen.
Wichtiger Hinweis: Dieser Text dient nur zur allgemeinen Information und ersetzt keine professionelle medizinische Beratung. Bei Verdacht auf eine Vergiftung kontaktieren Sie immer umgehend den Giftnotruf.
Erstmaßnahmen bei Einatmung
Für frische Luft sorgen, Vorsicht bei geschlossenen Räumen, Silos und Gruben. Betroffene Person warm zudecken, ruhig halten.
Erstmaßnahmen bei Augenkontakt
Besonders bei Verätzungen durch Säuren, Laugen und Kalk: Augen sofort mindestens 10 Minuten unter fließendem Wasser spülen. Augenlider dabei gut offen halten. Wasserfluß direkt auf das Auge richten, um noch vorhandene Säure- bzw. Laugenreste so schnell wie möglich zu verdünnen und auszuspülen.
Erstmaßnahmen bei Hautkontakt:
Benetzte Kleider sofort entfernen und betroffene Hautpartien ausgiebig unter fließendem Wasser spülen.
Erste Hilfe bei Bewußtlosigkeit
- Bewußtlose in stabile Seitenlage bringen, Kopf nach unten gewendet.
- Keine Flüssigkeiten einflößen.
- Keinen Brechversuch unternehmen.
- Unverzüglich den Notarzt rufen!
Kontaktieren Sie immer die Informationszentrale gegen Vergiftungen / Giftzentrale Bonn Hier wird Ihnen rund um die Uhr geholfen! Der Anruf ist für Sie kostenfrei! Tel.: 0228-19240
FAQs: Vergiftungen bei Kindern
1. Was sind die häufigsten Ursachen für Vergiftungen bei Kindern?
Die häufigsten Ursachen für Vergiftungen bei Kindern sind Haushaltsreiniger, Medikamente, Pflanzen, Kosmetika und Chemikalien wie Desinfektionsmittel oder Insektensprays.
2. Was soll ich tun, wenn mein Kind etwas Giftiges verschluckt hat?
Bleibe ruhig und kontaktiere sofort den Giftnotruf. Gib deinem Kind kleine Schlucke Wasser oder Tee, aber versuche auf keinen Fall, Erbrechen herbeizuführen.
3. Wann sollte ich den Notarzt rufen?
Bei lebensbedrohlichen Symptomen wie Atemnot, Bewusstlosigkeit, starken Krämpfen oder Lähmungserscheinungen solltest du sofort den Notruf 112 wählen.
4. Wie kann ich eine Vergiftung bei meinem Kind erkennen?
Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Schwindel, Atemprobleme, Hautreizungen oder unnormales Verhalten können auf eine Vergiftung hinweisen. Die Symptome hängen jedoch von der Art des Giftes ab.
5. Welche Haushaltsprodukte sind besonders gefährlich für Kinder?
Besonders gefährlich sind Reinigungsmittel (z.B. Rohrreiniger, Abflussreiniger), Bleichmittel, Insektizide, Weichspüler, Desinfektionsmittel, sowie giftige Pflanzen.
6. Sollte ich meinem Kind Milch geben, wenn es Gift geschluckt hat?
Nein, Milch kann die Aufnahme bestimmter Giftstoffe beschleunigen und ist daher in den meisten Fällen nicht empfehlenswert. Kontaktiere den Giftnotruf, bevor du deinem Kind etwas zu trinken gibst.
7. Was mache ich, wenn mein Kind Gift über die Haut aufgenommen hat?
Entferne sofort die kontaminierte Kleidung und spüle die betroffenen Hautpartien gründlich mit lauwarmem Wasser ab. Wende dich danach an den Giftnotruf oder einen Arzt.
8. Wie schütze ich mein Kind vor Vergiftungen zu Hause?
Bewahre alle gefährlichen Substanzen, wie Medikamente, Reinigungsmittel und Chemikalien, außerhalb der Reichweite von Kindern und möglichst in verschlossenen Schränken auf. Achte darauf, dass Pflanzen ebenfalls sicher platziert sind.
9. Kann Aktivkohle bei Vergiftungen helfen?
Ja! Aktivkohle kann Giftstoffe im Magen binden und ihre Aufnahme verhindern. Allerdings sollte Aktivkohle nur nach Rücksprache mit dem Giftnotruf oder einem Arzt verabreicht werden.
10. Verabreiche ich meinem Kind Salzwasser, um Erbrechen auszulösen?
Auf keinen Fall! Verabreiche deinem Kind kein Salzwasser, um Erbrechen herbeizuführen. Dies kann lebensgefährlich sein und den Zustand deines Kindes erheblich verschlechtern. Wende dich stattdessen umgehend an den Giftnotruf.
Kostenfreie App „Vergiftungsunfälle bei Kindern“
Die App vermittelt Wissen, um Babys und Kleinkinder vor Vergiftungen zu schützen. Sie gibt Empfehlungen zur Unfallvermeidung, wie kindersichere Aufbewahrung von Medikamenten und Haushaltschemikalien. Die App ersetzt zwar nicht den Notruf 112, bietet aber hilfreiche Hinweise für den Notfall. Ein direkter Anruf bei einem der deutschen Giftinformationszentren ist ebenfalls möglich. Vergiftungsunfälle müssen immer fachgerecht behandelt werden.
Weiterführende Links zum Thema Vergiftung/Intoxikation bei Kindern:
- Giftnotruf Bonn (Informationszentrale gegen Vergiftungen)
BfR-App: Vergiftungsunfälle bei Kindern - Giftnotrufzentralen in Deutschland
- Vergiftungen bei Kindern: Hohes Risiko für die Kleinsten (Ärzteblatt)
Stand: Oktober 2024