Plötzlicher Kindstod (SIDS)

Der Plötzlicher Kindstod (syn.: Plötzlicher Säuglingstod, Sudden Infant Death Syndrome, SIDS) ist der plötzliche und unerwartete Tod eines zuvor normalen und gesund erscheinenden Säuglings, ohne dass ein eindeutiger medizinischer Grund gefunden wird. Eine eindeutige Erklärung für den plötzlichen Säuglingstod gibt es bisher nicht. Man geht von einer multifaktoriellen Genese aus. In zahlreichen Studien konnten die Risikofaktoren für den Plötzlichen Kindstod ermittelt werden, aus denen sich die Empfehlungen zum sicheren Schlaf ableiten.
Im Jahr 2020 starben in Deutschland 84 Kinder am Plötzlichen Kindstod (zum Vergleich: im Jahr 2020 wurden 773.144 Kinder geboren). Vor 30 Jahren starben noch über 1000 Kinder pro Jahr am Plötzlichen Kindstod.

Der deutliche Rückgang der Todesfälle geht auf die konsequente Aufklärung von Eltern und Betreuungspersonen über die Risikofaktoren zurück. Durch einfache präventive Maßnahmen konnten hunderte Kinderleben gerettet werden!

Sichere Schlafumgebung

Wie viele Kinder sterben pro Jahr in Deutschland am Plötzlichen Kindstod?
Im Jahr 2020 sind 84 Kinder am Plötzlichen Kindstod gestorben.

Was verursacht den Plötzlichen Kindstod (SIDS)?
Es wird davon ausgegangen, dass mehrere Faktoren beim SIDS eine Rolle spielen. Die „Triple-Risk-Hypothese“ geht davon aus, daß bestimmte Säuglinge prädisponiert sind, ohne die Prädisposition näher definieren zu können. Hinzu kommt eine kritische Entwicklungsphase der Säuglinge und exogene Risikofaktoren (wie z.B. Bauchlage, Rauchen, Frühgeburtlichkeit etc).

Wann tritt der Plötzliche Kindstod am häufigsten auf?
Die Auswertungen der letzten Jahrzehnte zeigen, dass sich die meisten Todesfälle zwischen dem 2. und 5. Lebensmonat ereignen.

Säuglinge sollten immer auf dem Rücken und im Babyschlafsack schlafen!
Diese Maßnahme allein vermindert das Risiko des plötzlichen Säuglingstodes um mehr als 50 Prozent! Der Schlafsack sollte nicht zu groß sein, damit Dein Kind nicht hinein rutschen kann. Die Rückenlage ist die sicherste Lage für Dein Kind während es schläft.

Darf mein Kind nie auf dem Bauch liegen?
Wenn Dein Kind schläft sollte es im ersten Lebensjahr  immer auf dem Rücken liegen. Die Bauchlage ist aber für die Entwicklung von Säuglingen wichtig. Kinder sollten nur in Bauchlage gebracht werden, wenn sie dabei wach sind und beaufsichtigt werden. Die American Academy of Pediatrics empfiehlt die beaufsichtigte Bauchlage langsam zu steigern (bis zu 15-30 Minuten täglich)  [4]. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin (DGKJ) empfiehlt folgendes: „Weil die Bauchlage für das Erlernen motorischer Fertigkeiten wichtig ist, empfehlen wir bereits ab dem 3. Monat die Bauchlage im Wachzustand, unter Ihrer Aufsicht, zu üben.“ [5]. Die beobachtete Bauchlage wird empfohlen,  um Schädeldeformitäten entgegenzuwirken und  die Schultermuskulatur zu stärken.

Kein Kopfkissen. Keine Decke.
Kopfkissen, Bettdecken, Nestchen und Stofftiere können die Atemwege Ihres Kindes verlegen und gehören nicht in ein Babybett!

Im eigenen Babybett. Im Elternschlafzimmer.
Lassen Sie Ihr Kind bei sich im Zimmer, aber im eigenen Kinderbett schlafen; dies gilt vor allem für die ersten 3 Lebensmonate und wenn die Eltern Raucher sind [1].

Das Risiko für SIDS im „bed sharing“ ist bei Säuglingen die mindestens 3 Monate alt sind nicht erhöht, sofern keine Risikofaktoren vorliegen [2]. Risikofaktoren sind vor allem Bauchlage, Alkohol- u. Drogenkonsum der Eltern und Nikotinexposition. Die  Ergebnisse zu „bed sharing“ und SIDS in den ersten 3 Lebensmonaten sind heterogen [2].

Sofas und Sessel sind besonders gefährlich!
Schlafen Säuglinge auf Sofas oder Sesseln, geht dies mit einem besonders hohen Risiko einher am Plötzlichen Kindstod zu versterben. Das Risiko ist 22- bis 67 fach erhöht!

Welche Matratze ist empfehlenswert?
Empfohlen wird eine feste Kinder-Matratze, die mit einem Spannbettuch bezogen wird. Die Schlaffläche sollte frei von weichen Gegenständen und loser Bettwäsche sein.

Die richtige Schlaf-Temperatur: Überwärmung vermeiden!
Wichtig ist eine Überwärmung Deines Kindes zu vermeiden. Das Schlafzimmer sollte nicht beheizt werden. Als gute Schlaftemperatur wird 18°C angegeben.
Wenn sich bei Deinem Kind die Haut zwischen den Schulterblättern warm aber nicht verschwitzt anfühlt, ist Deinem Kind nicht zu kalt oder zu warm. Während des Schlafes sollte keine Mütze getragen werden, um eine Überwärmung des Kopfes zu vermeiden. Ein Baby-Fell scheint gemütlich, führt aber auch zu einer Überwärmung und erhöht damit das Risiko für den Plötzlichen Kindstod. Das Babybett sollte nicht neben einer Heizung aufgestellt werden.

Rauchfreie Umgebung.
Schaffe eine rauchfreie Umgebung für Dein Kind!

Stillen schützt Dein Kind.
Wie immer ist Muttermilch das Beste für Dein Kind! Gestillte Kinder versterben seltener am Plötzlichen Kindstod.

Impfungen schützen Dein Kind!
Ungeimpfte Kinder haben ein deutlich erhöhtes SIDS-Risiko [6]

Ein Schnuller kann das Risiko des Plötzlichen Kindstodes senken
Dies ist eine statistische Beobachtung. Wenn Dein Kind keinen Schnuller nimmt, ist das auch völlig in Ordnung und das Risiko ist nicht erhöht. Wenn Dein Kind im Schlaf den Schnuller ausspuckt, sollte dieser nicht zurückgeschoben werden.

Säuglinge nicht fest einwickeln (Swaddling)
Säuglinge sollten nicht fest eingewickelt werden. Besonders in Verbindung mit Bauch- und Seitenlage führt dies zu einem deutlich erhöhten Risiko.

Sensormatten, Apnoe-Matratzen, Überwachungsgeräte
Hersteller suggerieren mit den angebotenen Produkten eine falsche Sicherheit. Es gibt weltweit keine Fachgesellschaft, die bei gesunden Kindern ohne besonderes Risiko Überwachungselektronik empfehlen. Es gibt auch keine Studie, die den Nutzen bei gesunden Kindern ohne besonderes Risiko beweist.

Das Thema Plötzlicher Kindstod löst bei vielen Eltern Ängste und Befürchtungen aus. Dies ist aber nicht notwendig, wenn die Empfehlungen zum sicheren Säuglingsschlaf umgesetzt werden. Die Empfehlungen gelten für das erste Lebensjahr. 

Quellen:
[1] Prävention des Plötzlichen Säuglingstods (SIDS, Sudden infant death syndrome, ICD 10: R95) Leitlinie (S1, DGSM, Stand v. 09/2017, AWMF Nr. 063-002)

[2] Stahn D, Leinweber J. Erhöht bed-sharing das Risiko für Sudden Infant Death Syndrome? – Ein Review der Studienlage und offizieller Empfehlungen einzelner EU – Länder [Does Bed-Sharing Increase the Risk for Sudden Infant Death Syndrome? – A Review of the Literature and Official Guidelines of Selected EU Countries]. Z Geburtshilfe Neonatol. 2021 Oct;225(5):397-405. German. doi: 10.1055/a-1392-1324. Epub 2021 Mar 22. PMID: 33752248.

[3] Harrington CT, Hafid NA, Waters KA. Butyrylcholinesterase is a potential biomarker for Sudden Infant Death Syndrome. EBioMedicine. 2022 May 6;80:104041. doi: 10.1016/j.ebiom.2022.104041. Epub ahead of print. PMID: 35533499.

[4]Moon, R. Y., Carlin, R. F., Hand, I., & TASK FORCE ON SUDDEN INFANT DEATH SYNDROME. (2022). Evidence base for 2022 updated recommendations for a safe infant sleeping environment to reduce the risk of sleep-related infant deaths. Pediatrics, 150(1).

[5] DGKJ Elterninformation: Sicherer Schlaf für mein Baby

[6] Deschanvres C, Levieux K, Launay E, Huby AC, Scherdel P, de Visme S, Hanf M, Gras-Le Guen C; OMIN Study Group. Non-immunization associated with increased risk of sudden unexpected death in infancy: A national case-control study. Vaccine. 2023 Jan 9;41(2):391-396. doi: 10.1016/j.vaccine.2022.10.087. Epub 2022 Nov 29. PMID: 36460531.

Definition SIDS:

Als SIDS (sudden infant death syndrome) bezeichnet man den
– plötzlichen unerwarteten Tod eines Säuglings
– Alter unter 1 Jahr
– tödliche Episode setzte während des Schlafens ein
– auch nach einer gründlichen Untersuchung (Obduktion, medizinische Vorgeschichte) bleiben die Umstände des Todes ungeklärt

Die Ausdrücke „SIDS (sudden infant death syndrome)“, „Plötzlicher Kindstod“ und „Plötzlicher Säuglingstod“ werden synonym verwendet.

Was wissen wir über die Ursachen des SIDS (sudden infant death syndrome)?

Es wird davon ausgegangen, dass mehrere Faktoren beim SIDS eine Rolle spielen. Die „Triple-Risk-Hypothese“ geht davon aus, daß bestimmte Säuglinge prädisponiert sind, ohne die Prädisposition näher definieren zu können. Hinzu kommt eine kritische Entwicklungsphase der Säuglinge und exogene Risikofaktoren (wie z.B. Bauchlage, Rauchen, Frühgeburtlichkeit etc).

Eine neue Studie, die im Jahr 2022 vorab veröffentlicht wurde (Preprint) könnte neue Hinweise auf einen Risikofaktor für den Plötzlichen Kindstod geben. Das Enzym Butyrylcholinesterase (BChE) war bei Säuglingen, die am plötzlichen Kindstod verstarben, deutlich niedriger als in der [3]. Wenn die Ergebnisse bestätigt werden, hätte man mit dem Enzym Butyrylcholinesterase (BChE) einen Parameter, den man direkt nach der bestimmen. So könnte man gefährdete Säuglinge frühzeitig identifizieren und geeignete Schutzmassnahmen für die ersten Lebensmonate einleiten. Aber wie gesagt, es handelt sich um erste Ergebnisse, die noch in weiteren Studien überprüft werden müssen.
Hier kann man die Studie lesen: https://www.thelancet.com/journals/ebiom/article/PIIS2352-3964(22)00222-5/fulltext

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